1. April 2022
Hilfsaktion für Schwesterwerk in der Ukraine
Nichts ist selbstverständlich
Bremer Betriebsräte und Beschäftigte von Arcelor Mittal helfen den Kolleginnen und Kollegen im ukrainischen Schwesterwerk

ArcelorMittal Werk nur 28 Kilometer entfernt von der Front

Von der Nordsee bis fast ans Schwarze Meer – so weit reicht die Solidarität unter den Kolleginnen und Kollegen bei Arcelor Mittal in Kriegszeiten. Beschäftigte und Betriebsrat im Bremer Werk organisierten bereits zwei Hilfslieferungen für ihre Kolleginnen und Kollegen im ukrainischen Schwesterwerk Kryvyi Rih, rund 2000 Kilometer Luftlinie entfernt. Etwa 22.000 Menschen arbeiten dort, das Werk liegt nahe am Kampfgebiet. „Die Front ist nur 28 Kilometer entfernt“, erzählt Mike Böhlken, Betriebsrat bei Arcelor Mittal in Bremen.

Der Metaller setzte sich gemeinsam mit seinem Betriebsratskollegen Daniel Tech beim ersten Transport ans Steuer. Besonders gefragt waren unter anderem Notstromaggregate, Powerbanks und Verbandsmaterialien. Die Hilfsgüter hatten sie unter den Angehörigen des Werks gesammelt, brachten sie anschließend an die polnisch-ukrainische Grenze, um sie dort zu übergeben. „Als die ukrainische Kollegin aus ihrem Fahrzeug stieg, brach sie in Tränen aus“, erzählt Mike Böhlken. Berührt haben ihn auch „die vielen Kinder dort an der Grenze“, die mit ihren Müttern fliehen müssen.

Die Männer im Krieg – die Frauen halten den Hochofen am Laufen

Das Werk in der Ukraine wird derzeit überwiegend von den dort beschäftigten Frauen gefahren, während die meisten Männer im Kriegseinsatz sind. Stahlarbeiterinnen sind in Ländern des ehemaligen Ostblocks ein weitaus üblicheres Bild als im Westen. Das Werk wurde heruntergefahren, aber die Stahlarbeiterinnen versuchen, den Hochofen am Laufen zu halten. Betriebsrat Mike Böhlken ist „beeindruckt von dem Kampfeswillen der Frauen“.

Metaller Böhlken hat der Hilfseinsatz tief bewegt und nachdenklich gemacht. „Ich habe gelernt, dass nichts selbstverständlich ist“, sagt er. „Dass Du etwas besitzt, Dir etwas gehört, ein Haus vielleicht; dass Du eine Arbeit hast – das ist alles nicht selbstverständlich.“

In der vergangenen Woche haben zwei weitere Kollegen den zweiten Transport an die Polnisch-Ukrainische Grenze gefahren, diesmal waren neben Medizin und Notstromaggregaten vor allem Schlafsäcke, Robuste Kleidung, Thermounterwäsche und auch warme Socken an Bord.

Die Kolleginnen und Kollegen schickten für beide Transporte berührende Dankeschön-Videos; in denen sie den Beschäftigten in Bremen Glück und Gesundheit wünschen und sie enden mit dem Schlachtruf: „Ruhm der Ukraine.“


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